Johann W. Goethes Leben
1749
Am 28. August in Frankfurt a. M. im Haus ›Zu den drei Leyern‹ am Großen Hirschgraben geboren. Sein Vater ist der kaiserliche Rat Dr. jur. Johann Caspar, die Mutter Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor.
1752–55
Goethe besucht die Spielschule der Frau Hoff. Das Erdbeben von Lissabon (1. November 1755) führt zu einer religiösen Erschütterung des Kindes.
1756–59
Unterricht im Lateinischen, Griechischen und Französischen sowie im Zeichnen.
1759–63
Frankfurt von den Franzosen besetzt (bis Februar 1763). Der Königsleutnant Thoranc wird im Goetheschen Hause einquartiert (bis Mai 1761). Goethe erhält Unterricht im Italienischen, Englischen und Hebräischen. Am 28. August 1762 überreicht er seinem Vater den ersten Band eigener Gedichte.
1764
Goethe erlebt die Krönung Josephs II. zum römischdeutschen Kaiser. Unterricht durch einen Hofmeister.
Uschhorod, Ukraine – Waxwork Johann Wolfgang von Goethe – Ausstellung Wax Museum Kunst, Uschhorod— Foto von believeinme
1765
Ab Herbst Studium in Leipzig (bis August 1768). Die meisten der dort entstandenen Dichtungen werden von Goethe später vernichtet; erhalten sind einige Gedichte – u. a. die Oden an den Freund Behrisch – und das Lustspiel Die Laune des Verliebten.
1768
Ende Juli erleidet Goethe einen Blutsturz. Am 1. September Rückkehr nach Frankfurt. Im Herbst Umgang mit dem pietistischen Kreis Katharina von Klettenbergs, des Vorbilds der ›schönen Seele‹ im Wilhelm Meister.
1769
Nur langsame Erholung von der schweren Krankheit. Lektüre pansophisch-alchemistischer Schriften.
1770
Ende März Abreise nach Straßburg. Im September juristisches Vorexamen. Im Oktober erster Besuch im elsässischen Sessenheim, wo er Friederike Brion kennenlernt. Bekanntschaft mit Herder, der ihm Homer, Shakespeare, Ossian und die Volkspoesie nahebringt.
1771
Mai bis Juni in Sessenheim. Bekanntschaft mit J.M.R. Lenz. Es entstehen Gedichte an Friederike Brion und der Essay Von deutscher Baukunst (ersch. 1773). Im August promoviert Goethe zum Lizentiaten der Rechte und kehrt nach Frankfurt zurück, wo er als Advokat am Schöffengericht zugelassen wird. Im Oktober Rede Zum Schäkespears-Tag; Niederschrift der 1. Fassung des Götz von Berlichingen.
1772
Bekanntschaft mit J. H. Merck und dem empfindsamen Kreis der ›Gemeinschaft der Heiligen‹ in Darmstadt. Von Mai bis September am Reichskammergericht in Wetzlar. Bekanntschaft mit Charlotte Buff und deren Bräutigam J. Chr. Kestner. Mitarbeit an den ›Frankfurter Gelehrten Anzeigen‹. – In den Jahren 1772–74 entstehen so bedeutende Gedichte wie Wandrers Sturmlied, Mahomets Gesang, Prometheus, Ganymed, An Schwager Kronos.
1773
Die Umarbeitung des Götz von Berlichingen erscheint im Selbstverlag (UA 1774 in Berlin).
1774
Zwischen Februar und April entsteht der Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (2. Fass. 1786). Das Trauerspiel Clavigo erscheint.
Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm in Weimar, Deutschland
1775
Verlobung mit Elisabeth (Lili) Schönemann, die im Herbst wieder gelöst wird. Mai bis Juli Reise in die Schweiz. Entstehung der Früheren Fassung des Faust Auf Einladung des Herzogs Carl August reist Goethe im Oktober nach Weimar. Bekanntschaft mit Charlotte von Stein.
1776
Goethe wohnt (bis 1782) im Gartenhaus, einem Geschenk Carl Augusts, in dessen Dienste er als Geheimer Legationsrat tritt (verantwortlich für Bergwerksangelegenheiten). Das ›Schauspiel für Liebende‹ Stella erscheint.
1777
Beginn der Arbeit an dem Roman Wilhelm Meisters theatralische Sendung. November/Dezember Harz Reise.
1778
Im Mai Reise mit dem Herzog nach Potsdam und Berlin. Anfänge der Arbeit an Egmont.
1779
Goethe übernimmt die Kriegskommission und die Direktion des Wegebaus; er wird zum Geheimen Rat ernannt. Im April Uraufführung der Iphigenie auf Tauris. Im Herbst erneute Reise in die Schweiz.
1780
Arbeit an Tasso. Aufnahme in die Freimaurer-Loge Amalia. Erste naturwissenschaftliche Studien.
1782
Erhebung in den Adelsstand durch Joseph II. Im Juni bezieht Goethe das Haus am Frauenplan.
1784
Abhandlung über den Zwischenkieferknochen.
1785
Beginn der botanischen Studien. Wilhelm Meisters theatralische Sendung abgebrochen.
1786
Im Juli nach Karlsbad; am 3. September ohne Abschied nach Italien; am 29. Oktober Ankunft in Rom.
1787
Im Februar Abreise nach Neapel, Besteigung des Vesuv; weiter nach Sizilien; ab Juni wieder in Rom. Es erscheinen die Dramen Die Mitschuldigen, Die Geschwister, Iphigenie auf Tauris.
1788
Am 18. Juni zurück in Weimar. Entlastung von Regierungsgeschäften. Beginn der Lebensgemeinschaft mit Christiane Vulpius. Das Trauerspiel Egmont erscheint.
1790
Im März Abreise zur zweiten Italienreise, die bis Venedig und durch oberitalienische Städte führt; im Juni zurück in Weimar. Es erscheinen Torquato Tasso und Faust. Ein Fragment.
Blick auf Rom von Castel Sant ‚ Angelo, Italien
1791
Beschäftigung mit der Farbenlehre; die ersten Beiträge zur Optik erscheinen. Übernahme der Leitung des Weimarer Hoftheaters (bis 1817).
1792
Im Gefolge des Herzogs Teilnahme an der Kanonade von Valmy während der Kampagne in Frankreich.
1793
Mai bis Juli Teilnahme an der Belagerung von Mainz. Nähere Verbindung mit Schiller, der starken Anteil nimmt an der Umarbeitung des Wilhelm Meister. Das Tierepos Reineke Fuchs erscheint.
1795
In Schillers ›Horen‹ erscheinen die Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (bis 1797). In Jena Bekanntschaft mit Alexander von Humboldt. Juli/August in Karlsbad. Wilhelm Meisters Lehrjahre erscheinen (4 Bde. bis 1796). Zusammenarbeit mit Schiller an den Xenien, die 1796 in Schillers ›Musen-Almanach‹ erscheinen.
1797
Arbeit an der Farbenlehre. August bis November dritte Reise in die Schweiz. Es erscheinen zahlreiche Balladen im ›Musen-Almanach‹ und das Epos Hermann und Dorothea.
1798
Herausgabe der Zeitschrift Propyläen (bis 1800). Eröffnung des umgebauten Weimarer Hoftheaters mit Schillers »Wallensteins Lager«.
1801
Erkrankung an Gesichtsrose. Kur in Pyrmont.
1803
Leben des Benvenuto Cellini erscheint in Goethes Übersetzung. Die Oberaufsicht über die naturwissenschaftlichen Institute der Universität Jena wird Goethe übertragen. Riemer wird Goethes Sekretär und Hauslehrer seines Sohnes August (geb. 1789).
1804
Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat. Das Trauerspiel Die natürliche Tochter erscheint.
1805
Anfang des Jahres schwere Nierenkoliken. Kur in Lauchstädt. Herausgabe des Sammelwerks Winkelmann und sein Jahrhundert.
1806
Juni bis August in Karlsbad, das Goethe in den nächsten Jahren regelmäßig zur Kur aufsuchen wird (neben Franzensbad oder Teplitz). Im Oktober Besetzung Weimars durch die Franzosen. Am 19. Oktober lässt sich Goethe mit Christiane trauen.
Termal Mineralfrühling in Karlsbad
1807
Erste Besuche Bettine Brentanos. Leidenschaftliche Neigung Goethes zu ›Minchen Herzlieb‹.
1808
Im Oktober mehrere Begegnungen mit Napoleon. Als 8. Band der Werke erscheint Faust. Eine Tragödie.
1809
Der Roman Die Wahlverwandtschaften erscheint.
1810
Zur Farbenlehre erscheint in 2 Bänden.
1811
Der Erste Band von Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit erscheint (6 Bde. bis 1826).
1812
Im Juli mehrere Treffen mit Beethoven in Teplitz
1813
Am 18. Februar Logenrede auf den Tod Wielands.
1814
Reisen nach Wiesbaden, wo Goethe Marianne von Willemer kennenlernt, zum Sankt-Rochus-Fest bei Bingen und nach Frankfurt. In Heidelberg Besichtigung der Sammlung mittelalterlicher Kunst der Brüder Boisseree. Orientalische Studien; Divan-Gedichte.
1815
Im Juli Rhein-Fahrt nach Köln. August/September in Frankfurt; leidenschaftliche Neigung zu Marianne von Willemer. Zahlreiche Divan-Gedichte entstehen. Im Dezember Ernennung zum Staatsminister
1816
Am 6. Juni Tod Christianes. Juli bis September Kur in Tennstedt. Erstes Heft der Zeitschrift Über Kunst und Altertum, die bis 1832 erscheint.
1819
West-östlicher Divan erscheint. Goethes Werke liegen vor (20 Bde. seit 1815).
1821
Wilhelm Meisters Wanderjahre. Juli/August in Marienbad, Begegnung mit Ulrike von Levetzow.
1823
Im Februar an Herzbeutelentzündung schwer erkrankt. Juli/August wieder in Marienbad (Marienbader Elegie entsteht.) lm November Erkrankung an Krampfhusten.
1825
Wiederaufnahme der Arbeit am Faust (bis 1831).
1827
Die ersten 10 Bände der ›Ausgabe letzter Hand‹ erscheinen (40 Bde. bis 1830; postum weitere 20 Bde.).
1828
14. Juni Tod des Herzogs Carl August. Juli bis September Aufenthalt in Domburg. Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller erscheint (6 Bde. bis 1829).
1830
Goethes Sohn August stirbt in Rom. Ende November erleidet Goethe einen Blutsturz.
1832
Am 22. März stirbt Goethe in Weimar.
Berühmter Goethe-Brunnen am Frauenplan in Weimar, Deutschland. Goethe verwendete diesen Brunnen, da sein Haus am Frauenplan Quadrat steht— Foto von Hackman
Lebenslauf mit freundlicher Genehmigung aus:
Albert Meier: Goethe. Dichtung. Kunst. Natur, Stuttgart 2011, S. 321–325